Erhalt von Bäumen nach Möglichkeit
Bäume sind die grünen Lungen unserer Erde. Sie speichern große Mengen CO2 und beliefern uns zudem mit unserem lebenswichtigesten Gas, dem Sauerstoff. Daher hat der Erhalt von Bäumen für uns oberste Priorität. Ich berate Sie gerne zu den Möglichkeiten, Ihren alten Baum noch zu erhalten. Sollte tatsächlich eine Fällung unumgänglich sein, z.B. weil die Standfestigkeit des Baumes nicht mehr gegeben ist, beraten wir Sie gerne bei Nachpflanzungen.
Schnittführung nach Shigo
Die Schnitte an Bäumen führen wir nach der Technik von Alex L. Shigo aus, dem Begründer der modernen Baumpflege. Alex Shigo lebte von 1930 bis 2006 und war ein US-amerikanischer Forstwissenschaftler. Durch Untersuchungen an mehr als 15.000 Bäumen, stellte er fest, dass Wundheilung bei Bäumen anders verläuft als bei Mensch und Tier. Während bei uns Lebewesen ein Wundverschlussmittel hilfreich sein kann, führt es bei Bäumen potentiell zu einem Befall von Keimen, der die Wundheilung nicht nur hemmt, sondern auch das dauerhafte Absterben des gesamten Baumes zur Folge haben kann. Bäume können selbstständig ihre Wunden mit einer sogenannten Kallusschicht überwallen, die das Eindringen der Keime von aussen verhindert. Zudem schottet der Baum seine Wunden von innen mit Gewebe ab, so dass auch hier kein Durchlass mehr entsteht. Sind die Wunden, sprich die Schnitte, aber zu groß (über 10 cm Durchmesser – bei bestimmten Baumarten sogar geringer), so kann der Baum keine Selbstheilung mehr betreiben. Die Wunden bleiben in aller Regel offen und bilden damit ein Einfallstor für alle Arten von Krankheiten. Große Schnitte sollten deshalb nur in Ausnahmefällen gemacht werden, z.B. zur Entlastung bei sehr alten Bäumen. Hier muss man zwischen einer zu großen Eigenlast der Äste und damit verbundener Bruchanfälligkeit, z.B. bei starkem Wind, abwägen oder dem potentiellen Keimbefall.
Der Obstbaumschnitt
Unsere Schnitttechnik beruht auf dem sogenannten Oeschberg-Schnitt, der in den 1920er Jahren von Hans Spreng an der Kantonalen Obst- und Gartenbauschule Oeschberg in der Schweiz entwickelt wurde. Dieser Obstbaumschnitt arbeitet mit 3-5 Gerüstästen plus einer Mitte, die alle gleichberechtigt angelegt werden. Der junge Baum wird also mit der Mitte und den Gerüstästen “erzogen” und jährlich in der gleichen Linie beschnitten bis er etwa 15 Jahre alt ist. Dann sollte er sein Gerüst entwickelt haben und in die Ertragsphase kommen. Diese Beschreibung gilt für Bäume die auf einer Sämlingsunterlage veredelt wurden. Der gemeine Apfelbaum auf einer Streuobstwiese ist in aller Regel auf einem Sämling veredelt. Obstsorten, die auf Sämlingen veredelt wurden, tragen zwar erst nach 12-20 “Baumlebensjahren”, dafür kann man sie bei guter Pflege mindestens ein Menschenleben lang erhalten. Ein Apfelbaum kann zwischen 80 und 100 Jahren alt werden, ein Birnbaum bis zu 120 Jahre und ein Kirschbaum sogar bis zu 150 Jahre.
(Exkurs: Die Veredelung auf sogenannten schwachwüchsigen Unterlagen, die ein Klon einer älteren Pflanze sind, werden in Form eines Spindelbaums geschitten. Die Veredelung auf schwachwüchsigen Unterlagen ist vor allem im Plantagenobstbau (z.B. in Südtirol) sehr verbreitet, da die Bäume schon nach etwa 3-5 Jahren in den Ertrag kommen. Diese in der Regel klein gezüchteten Unterlagen brauchen Zeit ihres Lebens einen Pfahl zur Stabilisierung, da sie nie einen standfesten Wurzelballen ausbilden. Zudem ist die Lebensspanne eines solchen Baumes bei etwa 20-50 Jahren, weil sie als Klon auf “alt getrimmt” sind.)
Obstbäume, die nach dem Oeschbergschnitt und der Schnitttechnik von Shigo gepflegt werden, bleiben meist lange vital und gesund. Zudem haben sie in aller Regel gute und jährlich gleichmäßige Erträge mit artspezifisch großen Früchten.